Der geborgte Daumen

eine Einschlafgeschichte:


Es war mitten am Tag als mein Kind begann sich die Augen zu reiben und müde zu werden. Ich setzte mich mit ihr in unseren wunderbaren Stillsessel und begann sanft zu schaukeln. Dabei hielt ich sie auf meinem linken Arm und sie kuschelte sich an mich. So richtig ruhig werden wollte sie dennoch nicht.

Sie nuckelte wie gewohnt an ihrem Däumchen und fing immer wieder an zu brabbeln und zu kichern. Auch wenn ich mir wünschte, sie möge doch endlich ruhigen Schlaf finden, war ich gerührt von ihrer Art.

Dann geschah etwas seltsames. Ich hatte die Augen geschlossen um ihr ein ruhiges Vorbild zu sein, als plötzlich der kleine Daumen in meinen  Mund wanderte und dort blieb. Dann tat sich nichts mehr. Ich wartete ab und versuchte mir ein Lachen zu verkneifen. Als ich nach wenigen Minuten die Augen wieder öffnete, hatte ich noch immer ihren Daumen zwischen meinen Lippen und sie war eingeschlafen - mit einem zufriedenen Lächeln auf dem Gesicht.

Das war einfach nur rührend. Sie hatte mir ihr Schlafdäumchen geborgt und hatte über diese Berührung zur Ruhe gefunden ohne dass sie selbst am Daumen nuckelte.