"Das löffel ich selber aus"

Es beginnt mit dem Spielen und herunter werfen von Löffeln jeglicher Art, die das Kind zu fassen bekommt.

 

Kleine und große Löffel werden gedreht, gewendet - vor und im Mund untersucht. Eines Tages wird der Löffel in seiner Bedeutung auch mit dem Essen kombiniert und dann beginnt das Lernen des Essens mit dem Löffel als Hilfsmittel.

 

Wenn Kinder beginnen selbstständig zu essen, sieht das nicht immer schön aus (siehe Foto: erste Selbstversuche meiner Tochter zum Frühstück mit selbst gemachtem Früchtequark).

 

Dennoch ist es für das Kind sehr wichtig, dass es entprechend seiner schon erworbenen Fähigkeiten diese Handlung selbst ausführen darf. Auch wenn es gerade so irgendwie den Löffel halten kann und nur ab und zu etwas vom Essen auch im Mund ankommt.

Jetzt heißt es stillhalten, Zähne zusammenbeißen und dem Kind den nötigen Raum geben, sich selbst auszuprobieren. Oder mit anderen Worten: "Lächeln, Wischen, Waschen!"

 

So kann das selbstständige Essen mit Bestcek unterstützt werden:

 

Grundlage für das selbstständige Essen lernen ist wie bei vielen Handlungen die ein Kind erlernt, die so genannte sensible Phase (nach Maria Montessori) für das "Thema" Löffel.

Kinder interessieren sich sehr stark für die Dinge, die von Erwachsenen benutzt werden und wollen früher oder später deren Bedeutung und Einsatzmöglichkeiten erkunden und verstehen.

Bezugspersonen fungieren hier einmal mehr als Vorbilder. Das Kind wird also in seiner Umgebung beobachten können wann und wie der Löffel beim Essen eingesetzt wird. Es wird vermutlich versuchen, die Handlungen der Erwachsenen nachzuahmen. Dabei handelt es sich zu Anfang um einen rein spielerischen Umgang mit dem Löffel, nicht um das Bewusstsein, dass das Kind schneller satt werden und sauberer essen kann wenn es einen Löffel benutzt.

 

Die Erfahrung, dass Essen satt macht und ein Löffel ein praktisches Werkzeug bei der Nahrungsaufnahme ist, erfahren Kinder nur, indem sie diese Handlung immer und immer wieder ohne Korrekturen von außen üben dürfen.

Wer Kinder also bei der Entwicklung dieser Fähigkeit unterstützen möchte, gibt Ihnen genug Zeit und Raum zum erproben.  Dabei kann ein Kind auch neue Speisen kennen lernen, die sich gut löffeln lassen. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Jedes Kind benötigt einen individuellen Zeitraum, bis es den Umgang mit dem Löffel gut beherrscht. Es ist schließlich noch kein Meister vom Himmel gefallen.

Auch die "Übungen des praktischen Lebens" (nach Maria Montessori) sind eine wunderbare Möglichkeit, den Umgang mit Kellen und Löffeln ohne viel Gematsche zu üben. Hier können verschiedene Gefäße und zum Beispiel Tischtennisbälle, Kastanien oder andere große Dinge, die auf einen Löffel passen, zum Einsatz kommen. Das Spielangebot auf einem Tablett platziert, ermöglicht dem Kind das experimentieren in einem festgelegten Rahmen und gibt die nötige Orientierung. Zudem ist es so vorbereitet immer schnell zur Hand.

 

Und was ist mit der "Sauerei" die der kleine Essenanfänger hinterlässt?

 

Viele Kinder lehnen Lätzchen beim Essen ab. Meine Tochter mag ganz besonders keine Anziehlätzchen (bei denen sie in die Ärmel schlüpfen muss um es anzuziehen). Eine Alternative kann ein lockeres t-Shirt sein, das zum Essen angezogen wird (auch für mehere Malzeiten am Tag). Es hemmt das Kind nicht in seiner Beweglichkeit und schützt doch vor bleibenden Flecken auf dem Anziehsachen.Ein Lätzchen das unter den Teller gelegt wird, ist nicht ratsam, auch wenn es zu DDR-Zeiten und mancherorts (Leider auch in heutigen Krippen) auch heute noch so praktiziert wird und wurde. Abgesehen davon, dass diese Methode das Kind massiv in der Bewegungsfreiheit einschränkt (es muss sich nur kurz zur Seite drehen um den ganzen Teller vom Tisch zu ziehen) möchte doch Niemand mit seinem Kleiderschutz an Tisch und Teller "gefesselt" sein. Das entspricht einfach nicht der Würde die ein Mensch auch bei der Nahrungsaufnahme verdient.

Wir ziehen einfach die Ärmel hoch und machen ihr ein Lätzchen um, bei allen Speisen die hartnäckig färben oder doch sehr klebrig sind und ein sofortiges Umziehen nach dem Essen erfordern würden.

 

Für den Boden kann bei Teppichbelag für eine Weile ein PVC-Belag-Rest oder anderer abwischbarer Bodenschutz ausgelegt werden, bis weniger Essen neben Tisch und Stuhl landet.

 

Sind die größten Schwierigkeiten im Ungang mit dem neuen Werkzeug erst einmal überstanden, werden alle Beteiligten eine stolze Zufriedenheit verspüren, denn es sit immer wieder schön zu sehen, wenn sich Anstrengung, Mühe und Durchhaltevermögen gelohnt haben.

Dann kann endlich munter druf los gelöffelt werden. Guten Appetit.

 

 

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